Der Marktpreis für Gas sinkt weiter und ist bereits 12-mal billiger als im letzten Sommer. Das hat zu niedrigeren Energierechnungen für Verbraucher und Unternehmen geführt. Die sinkenden Gaspreise sind auf ausreichende Gasreserven, eine Abkühlung der europäischen Wirtschaft und die Zunahme von Solar- und Windenergie zurückzuführen.
Der Marktpreis für Gas sinkt weiter stark und lag am Donnerstag mit 25 Euro pro Megawattstunde viermal niedriger als zu Beginn des Jahres und sogar zwölfmal niedriger als im August 2022. Dieser starke Preisverfall ist der größte seit dem Sommer 2021 und das Ergebnis mehrerer Faktoren.
Einer der Hauptgründe ist die Verfügbarkeit von Gas. Letztes Jahr gab es Befürchtungen, dass den europäischen Ländern das russische Gas ausgehen würde, was zu massiven Käufen führte. Ein relativ milder Winter sorgte jedoch dafür, dass die Gasspeicher gut gefüllt blieben und reichlich (verflüssigtes) Gas zur Verfügung steht.
Darüber hinaus spielt auch die Abkühlung der europäischen Wirtschaft eine Rolle. Wenn die industrielle Nachfrage nach Gas sinkt, wie es in Deutschland der Fall ist, das derzeit eine Rezession durchmacht, sinken die Gaspreise weiter.
Rückgang der Transportkosten senkt Energierechnungen
Neben den sinkenden Gaspreisen wird auch der Tarif für den nationalen Gastransport im Jahr 2024 sinken, was zu einer weiteren Senkung der Energierechnungen beitragen könnte. Die Behörde für Verbraucher und Markt (ACM) hat festgelegt, dass die Tarife, die Gasunie Transport Services B.V. (GTS) für den nationalen Transport von Erdgas berechnen darf, im Jahr 2024 um durchschnittlich 20% sinken werden. Dies würde die Auswirkungen der Tarifsenkung auf die Gesamtenergierechnung für die Verbraucher auf weniger als 5 % begrenzen, da die Kosten für den landesweiten Transport von Gas nur einen kleinen Teil der Gesamtenergierechnung ausmachen. Die Tarife werden jährlich von der ACM festgelegt, um sicherzustellen, dass sie nicht zu hoch sind und gleichzeitig den Netzbetreibern garantieren, dass die (effizienten) Kosten erstattet werden und sie eine marktgerechte Rendite für ihre Investitionen erzielen.
Europäische Gasabhängigkeit nimmt ab
Die Abhängigkeit Europas von russischem Gas scheint dank besser gefüllter Gasreserven als normal für diese Jahreszeit und steigender Importe von verflüssigtem Erdgas (LNG) weitgehend vorbei zu sein. Der Gaspreis ist seit Anfang des Jahres bereits um rund 66% gefallen.
Dieser Preisverfall wirkt sich auch auf die Haushalte aus. Die Energieunternehmen bieten wieder feste Verträge an und die Stromtarife sinken. Große Energieversorger wie Vattenfall, Eneco und Essent haben ihre Tarife bereits gesenkt.
Aussichten: Möglicher weiterer Rückgang und die Rolle Chinas
Es wird erwartet, dass die Gaspreise auch in den kommenden Monaten niedrig bleiben werden. Einige Analysten gehen sogar davon aus, dass die Gasvorräte bis August wieder vollständig aufgefüllt sein könnten, also weit vor der Heizperiode im Herbst und Winter. Außerdem gibt es Spekulationen, dass die Gaspreise in diesem Sommer kurzzeitig ins Minus drehen könnten, vor allem wenn viel Strom aus Sonnen- und Windenergie erzeugt wird und der Gasverbrauch begrenzt bleibt. Das könnte dazu führen, dass die Erzeuger dafür bezahlen, dass ihnen das Gas abgenommen wird, wie es 2006 in Großbritannien kurzzeitig der Fall war.
Mittelfristig dürften die Gaspreise jedoch immer noch höher sein als vor der Energiekrise. So liegt der Gaspreis für 2024 bei rund 48 Euro pro Megawattstunde. Diese höheren Preise können jedoch von Faktoren wie dem Wirtschaftswachstum in China beeinflusst werden. Der Grad der wirtschaftlichen Erholung und die daraus resultierende Nachfrage nach LNG aus China können die weltweite Nachfrage nach Erdgas und damit die Preise beeinflussen.